
Der Mensch ist nichts an sich. Er ist nur eine grenzenlose Chance. Aber er ist der grenzenlos Verantwortliche für diese Chance.
Albert Camus
Monogamie und Privatbesitz sind Lebensformen von Jägern für Jäger.
Alles, was der Mensch tut, ist idealerweise darauf ausgerichtet, ihm zu helfen, sein Biologisches Erbe in individuell angemessener Qualität und Quantität zu kultivieren. «Abartige» Impulse müssen konfrontiert werden können, idealerweise auf freiwilliger, auf kunstvollem Denken und wertfreier Moral fundierter Basis.
Was es dazu braucht, sind gesellschaftliche Kontrollmechanismen, die Menschen auffangen, die irgendwie, irgendwo durch diesen Prozess fallen. Dieses «Versagen» muss wertfrei sein, weil jeder ein Opfer seiner subjektiven Potentiale und Möglichkeiten ist. Der exekutive Arm der Organisationsebene wird ein Gewaltmonopol haben müssen – und nur durch absolute Transparenz, also gäserne Bürger von allen für alle, ist absolutes Vertrauen möglich.
Die Lösung dazu ist nicht, dass keiner mehr unmoralisches Tut, sondern dass jeder wirklich tun kann, was er mag. Da es keine Akkumulation von Privateigentum mehr gibt, entfällt der grosse Motivator Habgier. Wer mit seinen Machtgelüsten nicht fertig wird und trotz allem verborgenes Spiel treibt, wird auch ohne aktive Suche oder Kontrolle früher oder später von der transparenten Gemeinschaft entlarft – die Zeit muss man dem Prozess zugestehen, der ist systemisch bedingt. Der Aufwand für eine aktive Suche in der gesamten Gesellschaft würde sich meines Erachtens anbetracht des zu erwartenden «bösen Blutes» durch Anschuldigungen nicht lohnen.
So sehe ich eine ideale Zivilisationsform im Industrie- und Informationszeitalter. Das Zentrale ist nun, dass die Organisation Entscheidungen finden muss, die richtig sind. Der Qualitätsanspruch der Jäger und Sammler, das Erforderliche zu tun, ist zwar viel einfacher und weniger komplex, reicht aber nicht mehr für den Zusammenhalt für Gesellschaften einer Grössenordnung, in der der Einzelne anonym wird.

Im Kontext von Jägern und Sammlern ist «das Richtige» nicht relevant, weil die der einzige Parameter «leben/nicht leben» zwischendurch Taten erforderlich macht, die aus (zumindest sozial entwickelter) Zivilisationsperspektive falsch, unmoralisch wären. Es muss daher nicht immer mit gleich langen Ellen gemessen werden, weil das physische Überleben höhere Priorität haben muss und die Führungsstruktur dazu allgemein auch absolut ist.
Im Gegensatz dazu muss die Zivilisation mit einer Justiz alles mit gleich langen Ellen messen, da sonst Ungerechtigkeit und Neid den inneren Zusammenhalt zerreissen. Wir befinden uns heute in einem Zwischenstadium: Wir haben quasi eine Jäger-und-Sammler-Zivilisation, die im Kollektiv einsieht, dass alle gleich sein müssten, aber am Biologischen Erbe des einzelnen scheitert. Da hängen wir seit Jahrtausenden drin.
Das Rezept gegen dieses scheitern des Einzelnen kann nur jeder einzelne für sich finden – es lässt sich weder durch einen Doktor, König, Diktator oder eine Konsensregierung von oben verordnen. Zu viele haben es versucht, zu viele Opfer hat es gefordert.