Was ist Sinn und Zweck der Buddhistischen Leere?

Buddha
Buddha: Man darf sich sicher fragen, wo die Leere in diesem Bauch Platz haben soll…

Wer schöne Musik hören kann, höhrt auch die Klagelieder der Herzen.

Sinn und Zweck der klassischen Zen-Meditation ist – zumindest für uns hier im Westen – das Erreichen des Nirvana durch eine Kultivierung des inneren Selbst, indem man den inneren Betrieb auf ein Minimum herunter fährt. Das heisst eine Ruhigstellung von Geist und emotionalem Empfinden.

Leer oder Still?

Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass Leere das falsche Wort sein muss – dass es viel mehr um Stille geht. Wenn etwas leer ist, hat es keinen Inhalt mehr, aber solange wir empfindende Wesen sind, kann unser emotionaler Körper nicht leer sein, per Definition. Eben sowenig der Geist, da zumindest das Potential vorhanden ist, kann es auch hier keine absolute Leere geben (zugegeben: das ist jetzt aus der Not ein wenig konstruiert 🙂 ).

Kerzenflamme
Kerzenflamme mit nem Auge, das auch nicht blinzelt. (pixelio.de)

Wie auch immer, innere Stille macht für mich viel mehr Sinn: Gesehen als «den emotionalen und geistigen Körper stillen», so wie eine Mutter ihren Säugling stillt, wenn er danach zu frieden ist. Erst in dieser Stille erhält die Essenz eine Plattform, um in ihrer Reinheit hervor zu treten.

Die Essenz, der innere Gehalt von etwas, das ist oder auch nicht ist, vielleicht sein wird oder war, ist so wenig zu sehen wie ein Kieselstein, der während eines Hagelsturms ins Wasser fällt. So wie die Essenz einer Kerze im Dunkeln besser zu Vorschein kommt, kann man beinahe ein Stäublein sehen, welches die Oberflächenspannung durchdringt, wenn das Wasser ganz ruhig da liegt.

Stille: Plattform für Essenz

Das Konsumieren von Kunst ist das beste Beispiel, um zu zeigen, dass sich die Kultivierung einer inneren Stille lohnt. Klassische Musik zu hören macht erst Sinn, wenn sie beim Hörer durch Hinlenkung und Konzentration des Fokus Stille erzeugt wird oder im Idealfall in vorhandener innerer Stille erklingen kann. Es geschieht ein Effekt, bei dem wir schliesslich nicht mehr der eigentlichen Musik zuhören, sondern dem, was die Musik in uns auslöst. Deshalb ist es oft so, dass Menschen klassische Musik nicht der Musik wegen nicht mögen – sie mögen manchmal sich selbst nicht.

In einem solchen Kontext funktionieren Musiken zur Ablenkung und Zerstreuung des Fokus natürlich besser – naturgemäss Musiken, die den Körper durch ausgeprägte kurze Rhythmen ansprechen. Der Trance-Effekt, der entstehen kann, kann man vielleicht als Kontrapunkt zur inneren Stille sehen: Es ist der ultimative Lärm, der alles Innen und Aussen durchdringt und schreit «ESSENZ, ESSENZ!» Die Dynamik ist dabei sehr eingeschränkt.

Essenz
Essenz!

Im einen wie im anderen mache ich eigentlich das Selbe: Ich gebe mich der Essenz hin. Im einen Fall dadurch, dass ich mich ihr ergebe, mich ins Innerste durchdringen lasse – im anderen indem ich mich öffne und mich bis ins Äusserste ausfüllen lasse. Und doch ist es keineswegs das Selbe, weil sich die Qualität (uhh, falsches und doch richtiges Wort) erheblich unterscheidet.

Evolution von der Trance zur Stille

Trancemusik besteht weltweit aus einer handvoll verschiedenen Rhythmen und Tonleitern (moderne, westliche Trance-Musik gar nur aus ein, zwei Rhythmen und Skalen, etwa das sprachliche Equivalent von Ma-ma und Pa-pa). Man hat also, sagen wir, 50 verschiedenfarbige Papiere, mit denen wir eine Collage zusammen kleben können. Voll fetzig mit fluoreszierend-leuchtgrünen Punkten und rosa Streifen überall.

Klassische Musik besteht aus allen nur erdenklichen Rhythmen und Tonleitern. Damit lässt sich jeglich vorstellbares Bild zeichnen, von photorealistisch bis surreal. Sogar eines, das aus einer prominenten, grossen, leeren weissen Fläche besteht – und diese weisse Fläche wäre, im Kontext des Bildes, nicht einfach leer, sondern die entscheidende Aussage. In Trancemusik funktioniert Stille nicht.

3D-Fraktal
3D-Fraktal: Trance und Klassik vereint à la Mathé – warum darf Gott nicht in diesen Tiefen versteckt sein? Hm? (mandelbulb.de)

Das macht Trancemusik nicht schlecht oder falsch, aber man sollte sie als das sehen was sie ist und was eben nicht. Dass wer sich selbst kultivieren möchte mit klassischer Musik ein evolutionär weiter entwickeltes Werkzeug an der Hand hat – insbesonders wenn man selbst spielt. Persönlich mag ich Indische Klassik, da sie vor Allem in der Sprache des Rhythmus einiges mehr zu sagen hat, dafür nicht diese Gewaltigkeit eines Orchesters erreicht. Was mir nicht so gefällt, da ich die Persönlichkeit der Musiker richtiggehend vermisse, wenn sie in der Masse untergeht.

So ist es auch meine persönliche Heldenphantasie, den einen Ton zu finden, der die Welt heilt und diesen in der absoluten Stille erklingen zu lassen. 0:)

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