Wir sollten die Kultur der Liebe, die seit Jahrtausenden wachsen will, und all den Möglichkeiten von Wahrheit, endlich eine Chance geben.

Heute wurde ich inspiriert zum Gedanken, ob es ächt am Änd doch darauf hinaus läuft, dass der reife Apfel der Zivilisation von der Schwerkraft all der sinnlosen Konflikte zu Boden gesogen wird? Dass die Urteilsfähigkeit der massgebenden Menschen derart gereift die Informationen nur korrekt zu verarbeiten beginnen, weil die Auseinandersetzungen endlich zu offensichtlich zu sinnlos, zu blutig, zu ungerecht, zu zerstörerisch zu erscheinen begonnen haben?
Daraus könnte man schliessen, dass all die dahin geschlachteten Wesen und geschändeten Refugien jene Gravitation erzeugen, durch die Früchte unserer Zivilisationen auf frischen Boden aus Motivation und Tatendrang fallen und immer wieder neu erwachsen. Wir würden im Hamsterrad der Historie durch die Epochen rennen, buchstäblich alle miteinander und übereinander her, und Fortschritt mit Leid erkaufen. Man müsste sodann fragen, wieso Motivation und Tatendrang immer mit Leid verbunden seien. Zuerst, wenn ich selber leide und deswegen erfolgreiche Werkzeuge konstruiere; danach, wenn ich mit meinem tollen Werkzeug der Andern Ressourcen abstaube, da meine Hoffnung in Habgier umgeschlagen hat.

Weil ja gleichzeitig der Apfel am Baum hängt und gemütlich dahin reift – wohl deliert durch die Liebe der Kultur, der Wahrheit von Philosophie, die der Zivilisationsbaum inzwischen generieren vermag – entstehen die Kulturen des Miteinanders, des Füreinanders. Nach heftigen Stürmen komme es nicht selten und immer häufiger selbst zu interapflerischer Solidarität, während die Schwerkraft hässlich an Stielen nagen tut und mit der Zeit spielt. Wenn die Süsse zu verderben beginnt, die triefenden Dogmen zu faulen beginnen, die gehorteten Reichtümer der Schwerkraft ertrotzt – sie ziehen erbarmungslos nach unten. Die Zivilisation will gepflückt werden und neu entwickeln, was alles schon klar war, nur ein wenig anders halt; und ergibt sich dankbar dem Wehmut, Niedergang sei die unumgängliche Variante zum Bestehen.
Ich nenne sie die Schatten. Versteckt hinter grossen Errungenschaften schmarotzen sie, saugen das gesamte Licht, blähen sich auf. Eine Wüste hinterlassend sind sie plötzlich so schnell weg, wie man hinschauen kann. Sie schleichen am Boden mit ihrer steinernen Schwere, sind aber nicht fest zu machen; beschwören das Mächtigste, das Grösste – und verführen damit hinauf zum Niedergang. Ich halte nicht viel davon, könnt ihr euch denken.

Wenn Nilpferde Antilopen vor Krokodilen retten – wieso sollten wir nicht fähig sein, unserer Kinder Zukunft zu retten? Stellt euch vor, wir entledigten uns der Schwerkraft. All die reifen Früchte der alten Zivilisationen würden schwerelos sich verschweben und neu keimen und es wäre kein Pol mehr da, der Hoffnung und Tatendrang tief unten an sich bindet wie es das Leid tat. Der Boden wäre überall und zugleich wie Luft; Schatten wären ihrer Dimension beraubt; überall alles schwebend durcheinander und miteinander und gegeneinander, anstossend, verwirrend, verwebend, oben wie unten; Wurzeln tragen Blätter und Äste Würmer, die sich diese bodenlose Frechheit gefallen lassen müssten.
Noch sind es Gruppen von Menschen, die durch unbedachte, unkultivierte Agitation der einzelnen Neidischen sich gegenseitig lämend in schwarze Teppiche verwandeln und über den Planeten ziehen. Und wehe ein Apfel fällt da hinein: Der Schatten frisst ihn mitsamt allen Kernen der cleversten Ideen, die in ihrer Ungestümheit am steinernen Konservatismus zerschellen.
Diese Schwerkraft scheint mir der Schlüssel, der alles andere zu entschlüsseln vermag. Sie bindet alles an sich nach unten. Ob es nun Staaten oder Unternehmen seien, Organisationen, politische und all die anderlei – deren Opfer erzeugen die Gravitation, die Hoffnung nach unten bindet, alles Gute an sich zieht, und verwurstelt, verwurmt oder veräppelt, je nach Sichtweise; der Dimension überhaupt den Boden gibt, auf dem die Schatten daher fallen; der Boden, auf dem wir stehen und meinen, dies sei der Grund sämtlicher Existenz. — Das ist er nicht! Es gibt keinen Grund. Nicht zum stehen. Nicht zum wissen. Nur zum sein. Wir aber erzeugen die Schwerkraft, auf der wir stehen, um die wir zu wissen glauben, sie sei Naturgegeben. Naturgegeben ist ein Kind von nicht mehr als sechs Monaten: Ein Astronaut, ohne Raumanzug frei schwebend in einer Umlaufbahn um unseren gesamten Kosmos.

So fressen wir selbst die Götter, die auf diesen Planeten kommen – es ist die organisierteste ethnische Säuberung. Und dennoch finden sich heutzutage immer mehr Menschen in Gruppen zusammen – fern von Staaten, Politik, Religion, Wirtschaft, Sport und allerlei anderen äusseren oder inneren Identifikationen. Sie finden zusammen, weil sie nicht mehr nach unten fallen – sie haben eine Umlaufbahn erreicht. Sie erkennen sich an der Kraft der Wahrhaftigkeit, die sie ausstrahlen, schweben zusammen weiter dahin, wo bisher nur die Träume waren.
So kann man Ungerechtigkeiten sozialer Systeme als extreme Massekonzentration sehen, ein Schwarzes Loch aus Ungerechtigkeit, das Leid anzieht und damit Hoffnung, Motivation und Tatendrang, dass sie anderswo fehlen, wo sie nicht nur Wunden verbinden und Krankheiten lindern, sondern effektiv Heilung der sozialen Systeme bewirken könnten. Mein Weg, daraus auszusteigen ist, dem Leid, das ausserhalb meines Einflussbereichs und meiner Verantwortung liegt, keine Aufmerksamkeit mehr zu geben, wodurch sich meine Hoffnung von der Schwerkraft löst und aufsteigen kann, nicht mehr besetzt durch mein Leid allein. Das heisst nicht wegschauen, das wäre nicht wahrhaftig. Aber mehr wie Verantwortung zu übernehmen über seine Taten und Gedanken kann man nicht tun. Wenn das jeder täte, würden wir alle entgegen der Schwerkraft in den Himmel fahren wie Maria und Jesus.
Runway is clear. Permission to take-off granted!
Open truth-valve. Hold tight!
Hit love button – ignation.