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Was macht eine Grossmacht?

Victor Hugo
Victor Hugo (1802–1885)

«Nichts ist mächtiger wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.»
Victor Hugo

Fällt eine Innovation auf den fruchtbaren Boden der Akzeptanz und bewährt sich auf revolutionär neuartige Weise, beginnt die hervorbringende Kultur zu wachsen. Die Erfahrungen der ersten folgenden Generationen zeigen, dass Abweichungen die Gemeinschaft schwächen – so entwickelt die Elite Dogmen, die gut funktionieren und der Gemeinschaft dienen.

Die Weltsicht der Mehrheit entwickelt sich über Generationen nach diesen Glaubenssätzen, bis diese soweit überholt sind, dass neue Ideen aufkeimen. Es kündigt sich eine kleine Revolution an, die nach einiger Zeit, wenn die Idee Normen der Elite verletzt, mit offener Gewalt unterdrückt werden muss. Ein Tipping Point. Bleibt das System steif, wird der Konflikt im Rahmen der verfügbaren Ressourcen weitergehen; die gute Idee wird kaum verschwinden.

Prinzipien des Wandels

Die Geschichte zeigt, dass so viele untergehende Hochkulturen den letzten Zeitpunkt zur Adaption neuer Ideen verpassten. Ab einem gewissen Punkt scheint es nicht mehr möglich zu sein, die neue Idee zu integrieren – das Alte muss erst weg. Im üblich ideal-idiotischen Fall werden Imobilien und Wertigkeiten der alten Machthaber eingerissen und vernichtet, obwohl es nur um emotionale Symbolik geht. Die eine oder andere antike Bibliothek könnte uns heute gute Dienste leisten, wenn sie nicht angezündet worden wäre.

Hier kann man die zwei grundsätzlichen Prinzipien des Wandels erkennen, die sich auch in der Natur finden lassen: Die verschwenderische Vorgehensweise, dass erst alles schön platt gemacht wird, um Neues auf altem Boden erwachsen zu lassen. Versus einem sanften Obergang in neue Muster, den man allerdings schlauerweise aktiv gestaltet und bescheiden mit der Eigendynamik der Prozesse arbeitet – nicht gegen. Die Natur klügelt Jahrtausende an Symbiosen.

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